Gut versteckt!
Die Schul- und Klosterkirche Herz Jesu hat einen hohen Turm mit spitzem Dach und Dachreiter. Einen mächtigen Giebel mit runder Rosette und Vorhalle. Ein weites Gewölbe mit breitem Altarraum und Apsis. Sie ist ein Schmuckstück unter den Werler Kirchen und ist doch vielen nicht bekannt, so versteckt liegt die 1910 erbaute Kirche im Kloster- und Schulgelände der Ursulinen, – so wenig sichtbar ist ihr Turm im Stadtbild.
Beschreibung
Im engen Gefüge des Klosters besteht die Kirche aus vier Abschnitten, aus einem länglichen Schiff mit Satteldach, einem versetzt davor stehenden Turm (auch mit Satteldach), einer schmalen Vorhalle mit Pultdach und rückseitig aus einem halbrund geschlossenen Altarraum mit Walmdach. Alle Dächer sind verschiefert, die Wände verputzt mit rundbogigen Fenstern, Gesimsen, Strebepfeilern. Kleine Bogenfriese und die Giebelrosette mit sieben eingeschriebenen Kreisen ordnen das Gebäude dem Baustil Historismus zu, hier einer schlicht entworfenen Neuromanik.
Das Innere ist ein lichter, länglicher Raum, überspannt von weiten Gurtbögen und flachen Kreuzgewölben, gerichtet auf einen eingezogenen und um drei Stufen angehobenen Altarraum mit Tonnenwölbung und Apsis. Nur auf der linken Seite gibt es ein schmales Seitenschiff, abgetrennt durch den für romanische Architektur so typischen Stützenwechsel, – also Pfeiler und Säule im Wechsel, die Säulen aus Naturstein mit aufwendig ausgeführten Kapitellen. Das Seitenschiff besitzt auch ein Obergeschoss, einen Gang mit großen Bogenöffnungen. Von dort ist die geräumige Empore im Kirchenschiff mit ihrer geometrischen Schmuckbrüstung zugänglich.
Liturgie und Raum
Gang und Empore sind mit den Wohnräumen der Schwestern verbunden und waren allein für die Ordensfrauen bestimmt, das breite und wenig lange Kirchenschiff bietet Platz für die Schülerschaft, beide sind gerichtet auf den Altar – einst ein hoher Aufbau mit Kreuz (1920 von Diözesanbaumeister Kurt Matern) – ausgezeichnet durch den Altarraumbogen, jedoch abgebaut um 1970 zugunsten des vorgerückten Tischaltars im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Ausstattung
Von der ursprünglichen Ausstattung des Gebäudes sind die Bänke und ein aufwendig gearbeiteter Beichtstuhl überliefert, ein neuromanischer Entwurf in Verbindung mit Details des geometrischen Jugendstils. Die Reliefbilder des Kreuzweges stammen von Bruder Notker Becker. 1960 erneuerte man die Verglasung nach Entwurf des Werler Künstlers Dr. Egbert Lammers (Ausführung Otto Peters), im oberen Bereich stark abgekürzt dargestellte Engel, unten Symbolbilder der Sakramente, im Zentrum der Rosette ein Bild des Guten Hirten. Die liturgische Ausstattung gestaltete der Künstler Bernhard Gohla um 1970. Er verband einen schlichten Blockaltar aus Werkstein mit unregelmäßig durchbrochenen Metallskulpturen für Ambo und Tabernakel. Holzfiguren des 20. Jahrhunderts und ein älteres Marienbild mit Kind ergänzen die Ausstattung.
Von der Idee zum Bau
Nach Beendigung des staatlichen Kulturkampfes gegen die katholische Kirche bemühte sich der Werler Propst Gustav Alterauge 1887, in die Niederlande geflüchtete Ursulinen zu einer Niederlassung in Werl zu bewegen, um die höhere Mädchenbildung vor Ort zu übernehmen. 1889/90 entstand der Klosterbau in der Neuerstraße, rückseitig versehen mit einer 1891 eingeweihten St.-Angela-Kapelle, die jedoch bald schon nicht mehr reichte. Mit der baulichen Expansion von Kloster und Schule folgte 1910 der Abriss dieser ersten Kapelle und die Errichtung der heutigen Kirche. Ihr planender Architekt konnte an dieser Stelle leider nicht sicher ermittelt werden.
Literatur
100 Jahre Ursulinen in Werl 1888–1988. Festschrift. Werl o. J. (1988).
Rohrer, Amalie: Die großen Stiftungen des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Werl, Geschichte einer westfälischen Stadt, Bd. 2. Paderborn 1994, S. 1039–1056, hier S. 1049.
Text und Fotos: Dr. Heinrich Otten